„Ich sehe Licht am Ende des Tunnels“

Hannes Mussak

SWR-EA Präsident Hannes Mussak spricht im Dolomiten-Interview mit Arnold Sorg über die Strategie des Landes hinsichtlich Öffnungen, über seine Prognose zur wirtschaftlichen Entwicklung und über Problemsektoren.

 

Die heimische Politik setzt auf Testen und Impfen. Glauben Sie, dass es damit Schritt für Schritt gelingt, die Wirtschaft wieder dauerhaft hochzufahren, ohne auf einen weiteren Lockdown zuzusteuern?

Hannes Mussak: Dies muss uns einfach über einen gemeinsamen Weg gelingen. Wir dürfen dieser Herausforderung nicht mit Angst begegnen, sondern müssen gerade jetzt noch einmal zusammenhalten, das Test-Angebot nutzen, das jetzt aufgebaut wird und über diesen Weg positiv in die Zukunft blicken. Jeder sollte sich zudem auch objektiv zum Thema Impfen informieren.
Schauen Sie, jeder von uns will doch im Grunde auch wieder persönlich stärker am gewohnten öffentlichen Leben teilnehmen können. Der „Grüne Pass“ als zusätzliches Ampelsystem ist der richtige Weg. Was es jetzt hier noch für die Betriebe braucht, ist Klarheit und die Information an die Betriebe wie das System „Grüner Pass“ dann im Detail in der Praxis im einzelnen Betrieb genau umgesetzt wird, damit man den Betrieben einen Plan, Sicherheit und damit auch eine Perspektive gibt.

 

Das Testen in den Betrieben ist keine Pflicht, so wie es ursprünglich geplant gewesen war. Ein Fehler?

Hannes Mussak: Ich glaube wir müssen jetzt wegkommen von der Frage, wäre eine Testpflicht sinnvoller gewesen oder nicht. Wir müssen nüchtern festhalten, dass es zur Testpflicht rechtliche Bedenken gegeben hat. Dass jetzt aufgrund dieser Bedenken ein breites, öffentliches Testangebot aufgebaut wurde, war eine gemeinsame Entscheidung aller Verantwortungsträger. Ich glaube wir müssen jetzt deshalb alle zurecht beweisen, dass wir auch den Weg der Eigenverantwortung gehen können und gehen werden. Was wir als Wirtschaft bereits seit einiger Zeit einfordern, ist, dass es ein flächendeckendes Testangebot gibt, so dass sich die Menschen vor Ort in ihrer Nähe testen können.
Die Wirtschaftsverbände und mit ihnen die Unternehmen werden sicherlich dafür sensibilisieren, dass sich alle regelmäßig testen lassen, damit wir dauerhaft öffnen können.

 

Wenn Sie auf die kommenden Monate schauen, wie lautet Ihre Prognose für die Wirtschaftsentwicklung: Sehen Sie Licht am Ende des Tunnels, oder befürchten Sie, dass wir das Gröbste immer noch nicht überstanden haben?

Hannes Mussak: Ich sehe nun wieder Licht am Ende des Tunnels. Ich bin zuversichtlich, dass wir bald wieder alle Wirtschaftsbereiche öffnen können. Dies wäre ein sehr wichtiges Signal, auf das wir alle hoffen und warten. Die ausgewogene Wirtschaftsstruktur war bisher unsere größte Stärke. Dies wieder zu erreichen, muss deshalb auch unser aktuelles Ziel sein. Dann können wir auch wieder darüber reden, wie wir den Weg in die Zukunft weiter gehen wollen. Im Südtiroler Wirtschaftsring führen wir auch diese Diskussion und ich glaube auch hier braucht es einen gemeinsamen Austausch und dann einen gemeinsamen Weg mit allen Entscheidungsträgern.

 

Kurzfristig scheinen der Tourismus, die Eventdienstleister und die Fitnessbranche am ärgsten von der Corona-Krise getroffen worden zu sein. Gibt es einen Sektor, um den Sie sich auch mittel- bis langfristig Sorgen machen?

Hannes Mussak: Das ist aktuell sehr schwer zu sagen. Natürlich haben einige Sektoren, die Sie genannt haben oder auch weitere Bereiche wie Reisebüros, Mietwagenunternehmen oder der Handel auch die Befürchtung, dass sie langfristig noch zu kämpfen haben werden. Ich glaube auch, dass wir hier nie den Blick fürs Ganze verlieren dürfen, sondern in alle Sektoren hineinblicken müssen. In jedem Sektor wird es Betriebe geben, auf welche die Corona-Krise eine Auswirkung hatte. Letztes Jahr war wirtschaftlich gesehen mit einem Rückgang des BIP von 10 Prozent nämlich einschneidend für die gesamte Wirtschaft. Das können wir insgesamt nicht so schnell aufholen. Gerade deshalb ist es auch so wichtig, die wirtschaftliche Situation laufend zu bewerten und dann auch gemeinsam zu entscheiden, welche antizyklischen Maßnahmen wir noch machen können, damit sich der Wirtschaftskreislauf insgesamt wieder erholt. Je schneller uns das gelingt, umso schneller und besser wird sich das Wirtschaftssystem auch selbst wieder positiv weiterentwickeln können.

Author: SWR