Generalversammlung des Südtiroler Wirtschaftsrings – Die Wirtschaft im Wandel der Zeit und die Frage wie sie mit den neuen Herausforderungen umgehen wird.

Das diesjährige Motto der Generalversammlung des Südtiroler Wirtschaftsrings lautete: „Wirtschaft im Wandel der Zeit – Gemeinsam stark in die Zukunft“. Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik blickten gemeinsam auf die Herausforderungen dieser Zeit und versuchten zu verstehen, wie man mit Hilfe der notwendigen Transformation gemeinsam stark in die Zukunft gehen kann. Der Präsident des SWR-EA Federico Giudiceandrea und Dr. Harald Pechlaner von der EURAC versuchten Antworten darauf zu finden.

 Der Südtiroler Wirtschaftsring – Economia Alto Adige hielt gestern (13. Juni) seine Generalversammlung ab. Themenschwerpunkt war die notwendige Transformation in Bereichen der Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik, um eine Antwort auf die künftigen Herausforderungen zu haben. Federico Giudiceandrea, der nun seit zwei Jahren Präsident des Südtiroler Wirtschaftsrings ist und laut Rotationsprinzip im SWR-EA nun eigentlich seine Präsidentschaft an einen Vertreter des HGV abgeben würde, gab bekannt, dass er gebeten wurde, seine Präsidentschaft noch bis Jahresende zu verlängern und dass er dankend angenommen habe. Dennoch nutzte er die Gelegenheit für einen kurzen Rückblick und zwar nicht nur als Präsident des SWR-EA sondern auch als Präsident des Unternehmerverbands, dessen Präsident er von 2017 bis 2021 war und wo er wegen der Pandemie nicht die Gelegenheit hatte, seine Abschiedsrede zu halten.

Er blicke mit Stolz auf die Leistungen des Unternehmerverbandes zurück, welcher in seiner Amtszeit als Präsident den Schwerpunkt auf Innovation, Zusammenarbeit und Anpassung an die sich verändernde Marktdynamik gelegt habe, so Federico Giudiceandrea. „Wir haben eng mit lokalen Institutionen, Partnerorganisationen und unseren Mitgliedern zusammengearbeitet, um ein günstiges Geschäftsumfeld zu schaffen, das das Wachstum und die Entwicklung von Unternehmen in unserer Provinz unterstützt“. Zudem ging er auf die positive Entwicklung des NOI Tech Parks ein, wo heute viele der mit dem Unternehmerverband verbundenen Unternehmen eng mit den Labors und dem NOI Tech Park zusammenarbeiten und wo ein äußerst günstiges Umfeld für die Entwicklung zahlreicher Start-ups geschaffen wurde. Weiters unterstrich er die gute Zusammenarbeit mit Landeshauptmann Arno Kompatscher, Wirtschaftslandesrat Philipp Achammer und der gesamten Südtiroler Landesregierung in der Phase der Covid-Pandemie, wo es ihnen gelungen sei, die Sicherheit, aber auch die Kontinuität in der Arbeit der Betriebe zu gewährleisten und diese schwierige Zeit mit minimalen Schäden zu überstehen.

Die anschließende Präsidentschaft im Südtiroler Wirtschaftsring habe seinen Horizont dann sehr erweitert, sagte Federico Giudiceandrea anschließend, als er auf seine letzten beiden Jahre als Präsident des SWR-EA zurückblickte. „Ich konnte sehen, wie stark die Südtiroler Wirtschaft durch die Vernetzung der verschiedenen Sektoren ist. Kein Sektor ist wichtiger als der andere, sie sind alle miteinander verbunden und voneinander abhängig“ so der Präsident des SWR-EA. Auch wenn man aktuell in Europa einen Spitzenplatz im Verhältnis BIP/Einwohner einnimmt, dürfe man sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. „Vor uns liegen unglaubliche Herausforderungen, vor allem im Bereich der Nachhaltigkeit: der ökologischen, der sozialen und der wirtschaftlichen. Eine Nachhaltigkeit, die alle drei Säulen berücksichtigt, kann jedoch nur durch technologische Entwicklung erreicht werden“ so Federico Giudiceandrea. Dabei appellierte er an die Landesregierung speziell das Thema Digitalisierung konsequenter anzugehen. Der Präsident: „Die Geschwindigkeit, mit der sich die Technologie, insbesondere die künstliche Intelligenz, weiterentwickelt, führt zu radikalen Veränderungen in unserer Wirtschaft. Wir erleben die Geburt einer echten industriellen Revolution, die erhebliche Auswirkungen auf alle Sektoren haben wird. Künstliche Intelligenz wird zusammen mit anderen digitalen Technologien beispiellose Möglichkeiten für Innovation, Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit in unseren Unternehmen bieten. Um diese Vorteile voll ausschöpfen zu können, ist es jedoch unerlässlich, dass Politiker und Institutionen die Bedeutung der Digitalisierung erkennen und entsprechend handeln“. Um diese Herausforderungen besser meistern zu können, schlug er die Einrichtung eines Lenkungsausschusses vor, der sich speziell mit der Digitalisierung befasst. „Die Schaffung einer speziellen Einrichtung würde eine gezielte Konzentration auf die Digitalisierung ermöglichen und die Zusammenarbeit mit Unternehmen, akademischen Einrichtungen und Branchenexperten fördern“, so Federico Giudiceandrea. Er sei der Überzeugung, dass die großen Herausforderungen, die vor uns liegen – Nachhaltigkeit, Fachkräftemangel, übermäßige Bürokratie, aber auch die Spending Revue – nur angegangen und gelöst werden können, wenn wir uns auf neue Technologien, insbesondere die digitale Technologie und künstliche Intelligenz, konzentrieren.
“Transformation ist eine Einstellung. Sie geschieht unabhängig davon, ob wir sie wollen oder nicht”, betonte Harald Pechlaner, Leiter des Center for Advanced Studies von Eurac Research in seiner Keynote. Es gehe nun in allen Branchen darum, die Transformation zu erkennen und sie schließlich zu deuten. Man müsse sich im Klaren sein, dass nicht nur die Wirtschaft tiefgreifenden Veränderungen ausgesetzt sei, sondern auch Wissenschaft, Politik und im Grunde die gesamte Gesellschaft. „Unsere globalisierte Welt steht vor großen Verwerfungen. Was es braucht, sind unser proaktives Mitgestalten und der Blick auf die wesentlichen Fragen der Nachhaltigkeit, des Gemeinwohls, der Verantwortung und der Freiheit, um den multiplen Krisen dieser Zeit – nicht zuletzt der Klimakrise – entgegenzutreten“, unterstrich Pechlaner.

Sowohl Landeshauptmann Arno Kompatscher als auch die beiden Wirtschaftslandesräte Philipp Achammer und Arnold Schuler waren gekommen und gingen in ihren Grußworten ebenso auf die Thematik ein (s. Zitate).

 

Zitate:

Zitat Landeshauptmann:

„Der Landeshauptmann bedankte sich bei SWR-Präsident Federico Giudiceandrea für die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren: „Es ist auch der konstruktiven Zusammenarbeit zwischen der Landesregierung und den Südtiroler Wirtschaftsverbänden zu verdanken, dass die Pandemie nicht wie in anderen Regionen zu vielen Betriebsschließungen geführt hat. Der Fleiß und die Zuversicht unserer Unternehmen gepaart mit den Unterstützungsmaßnahmen des Landes haben dazu geführt, dass Südtirol sehr gut dasteht und wir teilweise mehr Arbeit als Arbeitskräfte haben. Deshalb wollen wir uns gemeinsam noch stärker für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen, damit es attraktiver ist sowohl eine Familie zu gründen als auch in unseren Betrieben zu arbeiten.“

Zitat Landesrat Philipp Achammer:

„Mehr denn je müssen wir uns als Wirtschaftsstandort behaupten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Jetzt müssen wir die Weichen für morgen stellen: Zukunftsorientierte Investitionen in Innovation und Digitalisierung sind die Quintessenz für eine erfolgreiche Transformation“.

 Zitat Landesrat Arnold Schuler:

 „Die Bereiche Tourismus und Landwirtschaft sind tragende Säulen für die Südtiroler Wirtschaft. In Zeiten des Wandels und der Herausforderungen ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir enger zusammenarbeiten und den Austausch fördern.

Der Südtiroler Wirtschaftsring bietet eine Plattform dafür. Lasst uns die Chancen ergreifen, die sich uns bieten und gemeinsam an einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Wirtschaft arbeiten. Nur durch enge Zusammenarbeit können wir unsere Position als Vorreiter in den Bereichen Tourismus und Landwirtschaft weiter stärken und Südtirol als Wirtschaftsstandort profilieren.“, unterstrich Arnold Schuler, Landesrat für Landwirtschaft und Tourismus“.

 Zitat Harald Pechlaner:

Angesichts der vielen Krisen und globalen Dynamiken ist es eine der größten Herausforderungen für Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik, die Transformation zu verstehen und auf regionaler Ebene gemeinsame Antworten zu finden. Zielkonflikte sind vorhersehbar. Ohne ernsthaften Dialog und einer Vertrauensbasis wird das nicht funktionieren”.

Author: SWR