Jeder sollte jetzt einen Beitrag leisten für die Gemeinschaft

 

Hannes Mussak, Präsident vom Südtiroler Wirtschaftsring – Economia Alto Adige im Gespräch über die aktuellen Maßnahmen, Eigenverantwortung und Optimismus.

Die Zahl der Neuinfektionen sind in Südtirol in den vergangenen 3 Wochen rasant angestiegen. Wie beobachtet man in Südtirols Wirtschaft diese Entwicklung?

Hannes Mussak: Wir beobachten die Entwicklung sehr genau und bewerten sie auch laufend gemeinsam mit unseren Verbänden. Der derzeitige exponentielle Anstieg der Infektionen und damit die Dynamik ist besorgniserregend. Die Lage ist ernst, da gibt es nichts schönzureden. Deshalb haben wir als Südtiroler Wirtschaftsring gemeinsam mit der Handelskammer Bozen auch unsere digitale Task Force mit der Landesregierung wiederum intensiviert. Ich bin mir sicher, dass es uns über den Weg der Verantwortung gelingen wird, auch diese schwierige Phase zu meistern.

Was ist die Forderung der Wirtschaft?

Mussak: Wir fordern, dass wir den Weg der Eigenverantwortung weitergehen können.

Das bedeutet?

Mussak: Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass wir jetzt alle unseren Beitrag leisten müssen. Jeder Einzelne ist mit verantwortlich, ob es uns gelingt die Infektionskurve zu brechen oder nicht. Im Betrieb haben wir gesehen, dass sicheres Arbeiten möglich ist. Die Betriebe tun alles, um ihren Mitarbeitern ein sicheres Umfeld zu bieten. Jetzt müssen wir alle gemeinsam beweisen, dass wir imstande sind, dies auch in unserer Freizeit zu leben. Deshalb geht auch ein großer Wunsch von mir an die Unternehmerkollegen: Suchen wir dazu das Gespräch zu unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wenn wir jetzt nicht auch in der Freizeit aufpassen, dann fällt dies auf uns alle zurück. Jeder von uns trägt deshalb nicht nur eine Verantwortung für sich selbst, sondern auch gegenüber unserer Gemeinschaft.

In Deutschland gibt es aber kommender Woche wieder einen Lockdown. Ist ein solcher in Südtirol überhaupt noch zu vermeiden, wenn man sich die Zahlen der vergangenen Wochen anschaut?

Mussak: Keiner von uns kann in die Zukunft blicken. Die Folgen für die Wirtschaft bei einem erneuten Lockdown wären unvorhersehbar.

Was wären die Folgen?

Mussak: Die Wirtschaft lässt sich nicht einfach so ein- und abschalten, ohne dass es nicht auch weitreichende negative Folgen hätte. Viele Betriebe würde ein kompletter Lockdown wirtschaftlich sehr hart treffen, manche vielleicht sogar so hart, dass sie aufgeben müssten. Unsere Wirtschaftsleistung würde heuer insgesamt noch weiter eingebremst, die wirtschaftliche Entwicklung über Jahre verlangsamt. Deshalb kann ich es sehr gut verstehen, wenn sich die Menschen um die Zukunft Sorgen machen. Wir dürfen aber auch in dieser so schwierigen Situation nicht aufgeben und den Kopf nicht in den Sand stecken. Es gibt Licht am Ende des Tunnels, davon bin ich fest überzeugt. Das zu erreichen geht aber nur, wenn wir alle in dieselbe Richtung schauen und zusammenhalten.

Der Winter steht vor der Tür. Sollte die Wintersaison heuer ausfallen, hätte dies Folgen für die gesamte Wirtschaft. Glauben Sie, dass es heuer eine Wintersaison geben wird?

Mussak: Ich hoffe sehr, dass es eine Wintersaison geben wird. Die verschiedenen Akteure haben dazu bereits strenge Sicherheitskonzepte ausgearbeitet und man spürt auch hier: Die Unternehmer sind bereit alles zu tun, um eine sichere Wintersaison bieten zu können. Die Politik hingegen zeigt Mut, wenn sie hinter diesen Konzepten und damit auch hinter der Wirtschaft steht. Diese Leistung und diesen Mut muss man ebenso anerkennen und dies ist auch die Botschaft, der wir folgen müssen: Wir alle sind eng miteinander verbunden. Das hat uns stark gemacht und kann uns auch wiederum helfen die aktuelle Krise zu meistern.

Author: SWR